Plaketten für Ihr Auto – Welche sind Pflicht?
Plaketten für Ihr Auto – Welche sind Pflicht?
Autorin: Lisa Maria Stöbich
Die Technischen Überwachungsvereine Deutschlands (TÜV) führen mehr als ein Drittel aller Hauptuntersuchungen (HU) für Fahrzeuge in Deutschland durch. Früher hatte das Unternehmen das Monopol für die Untersuchungen, weshalb sich sein Name auch für die umgangssprachliche Bezeichnung TÜV-Plakette durchgesetzt hat.
Die HU ist eine der Hürden, die von Kraftfahrzeuglenker:innen regelmäßig gemeistert werden müssen. Dabei ist die TÜV-Plakette nur eine der Plaketten, die in Deutschland wichtig sind.
Erfahren Sie hier, was Sie bei der regelmäßigen HU beachten müssen, wie Sie die Plakette richtig lesen, und was Sie alles über die Abgasuntersuchung wissen müssen. Finden Sie auch heraus, was es mit den Umweltplaketten auf sich hat und was das für Ihr Auto bedeutet.
Die Hauptuntersuchung
Zu dieser müssen Kraftfahrzeuge in Deutschland regelmäßig antreten, denn die HU ist bereits seit 1951 verpflichtend für die Inbetriebnahme eines Fahrzeuges im Straßenverkehr. In der Untersuchung wird festgestellt, ob das Fahrzeug laut den Vorschriften der StVZO verkehrstauglich ist und sicher angewendet werden kann.
Wo darf die Untersuchung durchgeführt werden?
Auch wenn sich der Name TÜV-Plakette durchgesetzt hat, darf die Prüfung mittlerweile auch bei anderen Einrichtungen durchgeführt werden. Auch beim Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein (DEKRA), der Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) und der Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger (KÜS) kann man sich die Plakette holen.
Sie können Ihr Fahrzeug auch zu Autowerkstätten bringen. Die Untersuchung wird hier nicht von den Werkstätten selbst, sondern von Prüfingenieur:innen der oben erwähnten Organisationen durchgeführt. So wird sichergestellt, dass Interessenkonflikte vermieden werden. Die Werkstatt profitiert von Mängeln und daraus folgenden Reparaturen, und darf daher nicht für die Untersuchung zuständig sein.
Was passiert bei Mängeln oder Fristversäumnis?
Werden erhebliche Mängel festgestellt, welche die Verkehrstauglichkeit oder Sicherheit des Fahrzeuges einschränken, müssen diese behoben werden, und das Fahrzeug muss innerhalb eines Monats zu einer Nachprüfung gebracht werden. Wird diese Frist nicht eingehalten, so muss erneut die HU erfolgen. Gilt ein Fahrzeug als untauglich und unsicher, so bekommt es keine neue Plakette, und die alte wird entfernt. Dieses Fahrzeug darf nicht mehr im Straßenverkehr eingesetzt werden.
Wie oft Ihr Fahrzeug geprüft werden muss, hängt vom Fahrzeugtyp ab. PKWs und Krafträder müssen alle zwei Jahre überprüft werden, so wie die meisten Wohnmobile, LKWs und Anhänger. Bei diesen gibt es jedoch Ausnahmen. Beträgt das zulässige Gesamtgewicht mehr als 3.500 kg, so muss die HU in der Regel alle 12 Monate erfolgen.
Werden diese Fristen überschritten, dann ist je nach Dauer mit einem Bußgeld und weiteren Konsequenzen zu rechnen:
- bis 2 Monate: kein Bußgeld
- 2–4 Monate: 15 Euro
- 4–8 Monate: 25 Euro
- über 8 Monate: 60 Euro + 1 Punkt in Flensburg
- Fristüberschreitung bei Nachprüfung: 15 Euro
Wie wird die Plakette am Auto gelesen?
Das Datum der nächsten fälligen HU kann auf zwei Arten erkannt werden. In Teil 1 der Zulassungsbescheinigung ist das Datum der letzten Prüfung vermerkt und bei der Hauptuntersuchung bekommen Sie eine Plakette fürs Auto. Diese zeigt an, wann der nächste Termin fällig ist. Die größere Zahl in der Mitte der Plakette zeigt dabei die letzten beiden Ziffern des Jahres an. Rundherum befindet sich ein Zahlenblatt von 1 bis 12, wie bei einer Uhr, nur gegen den Uhrzeigersinn. Die Zahl, die oben steht, zeigt den Monat der Frist an. Steht also beispielsweise eine 23 in der Mitte, und die Plakette ist so aufgeklebt, dass die 2 oben steht, dann ist die nächste Überprüfung im Februar 2023 fällig.
Auch zwei schwarze Balken im Nummernblatt zeigen den Monat der nächsten fälligen HU an. Sie funktionieren wie die Zeiger einer Uhr. Im Februar würden sich die Balken zwischen 1 und 3 Uhr befinden, sodass von der Ferne deutlich die 2 mittig hervorgehoben wird. Die Farbe der Plakette zeigt das Jahr an. Sechs verschiedene Farben wechseln sich immer wieder ab. Ist die HU zum Beispiel noch 2022 fällig, so ist die Plakette braun.
Dieser Farbcode und die schwarzen Balken dienen dazu, dass die Plakette bei Polizeikontrollen auch von der Ferne und mit einem schnellen Blick kontrolliert werden können. Die Farbe zeigt ihnen das Jahr, und mit den Balken können sie den Monat wie auf einer Uhr ablesen, ohne die Ziffern erkennen zu müssen.
Die Abgasuntersuchung
Seit 2010 erfolgt die Abgasuntersuchung (AU) nicht mehr separat, sondern ist Bestandteil der HU. Die Plakette gilt also nicht nur für die HU, sondern auch für die AU. Es wird für sie aber auch eine eigene Bescheinigung ausgestellt, die bei einer Kontrolle vorzuweisen ist.
Hier werden die Abgaswerte von Kraftfahrzeugen und somit die Umweltbelastung untersucht. Sind die Werte zu hoch, bekommt das Auto keine Plakette.
Die Umweltplakette
Für umweltfreundlichere Fahrzeuge soll nicht nur die AU sorgen, sondern auch die Umweltplakette fürs Auto. Sie wird auch als Feinstaubplakette bezeichnet und zeigt, wie belastend die Abgase eines Fahrzeuges für die Umwelt sind. Die Umweltplakette ist nicht zwingend erforderlich, sie wird jedoch benötigt, um die Umweltzonen Deutschlands zu befahren. Bei ihnen handelt es sich oft um Innenstädte, die mit einem Schild mit der Aufschrift “Umwelt” gekennzeichnet sind. Wer keine Feinstaubplakette auf der Windschutzscheibe hat, muss draußen bleiben.
Welche Umweltplakette hat mein Auto?
Bis jetzt gibt es drei Farben für die Umweltplakette: Grün, Gelb und Rot. Welche Plakette Ihr Auto bekommen kann, hängt davon ab, wie schadstoffarm es ist. Bei besonders schadstoffarmen Autos wird die grüne Plakette vergeben, bei sehr hohem Schadstoffausstoß erhalten Autos gar keine Plakette. Rot und Gelb befinden sich im Bereich dazwischen:
- Benziner mit Katalysator
- Diesel mit Schadstoffklasse Euro 4, 5, 6 oder Euro 3 mit Partikelfilter
- Diesel mit Schadstoffklasse Euro 3 oder Euro 2 mit Partikelfilter
- Diesel mit Schadstoffklasse Euro 2 oder Euro 1 mit Partikelfilter
- Benziner ohne Katalysator
- Diesel mit Schadstoffklasse Euro 0 oder Euro 1
Welche Schadstoffklasse Ihr Dieselfahrzeug hat, können Sie in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 nachlesen.
Gibt es Ausnahmen?
In 55 der 56 Umweltzonen Deutschlands wird die grüne Plakette für das Befahren benötigt, in einer reicht die gelbe aus. Dabei gibt es jedoch Ausnahmen für verschiedene Fahrzeuge. Sie dürfen auch ohne Plakette in die Umweltzonen:
- Polizei
- Feuerwehr
- Krankenwagen im Einsatz
- Zugmaschinen für Land- und Forstwirtschaft
- Arbeitsmaschinen
- Fahrzeuge von Diplomat:innen
- zwei- und dreirädrige Kfz (Motorräder)
- Oldtimer (mit H-Kennzeichen)
- Fahrzeuge zur Beförderung von Schwerbehinderten
Für alle anderen Fahrzeuge, das gilt übrigens auch für Elektroautos, die beim Befahren von oder Parken in einer Umweltzone ohne Plakette erwischt werden, gibt es ein Bußgeld von 100 Euro.
Sicher unterwegs mit den richtigen Plaketten
Die Plakette für die HU und AU ist nicht nur verpflichtend in Deutschland, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit. Sie sorgt dafür, dass Fahrzeuge, die nicht mehr verkehrstauglich sind, aus dem Verkehr gezogen werden, und eine übermäßige Umweltbelastung verhindert wird.
Auch wenn die Umweltplaketten nicht verpflichtend sind, können sie eine wichtige Ergänzung darstellen, wenn Sie planen, Umweltzonen zu befahren. Denn ohne grüne Plakette wird es hier schnell teuer.
Titelbild von Sarah Brown. Weiteres Bild von Samual Foster